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Schaden an Felgen: Selbst reparieren oder aufbereiten?

Als Autofahrer:in kennst du sicher das unangenehme Geräusch und die unschönen Folgen: Beim seitlichen Einparken zu wenig Abstand zur Bordsteinkante gehalten und schon hat man einen Kratzer an der Felge. Auch Fahrbahnschwellen, Schlaglöcher sowie enge Ein- und Ausfahrten können schnell zum Feind deiner Felgen werden.

Die Schäden stören nicht nur das optische Erscheinungsbild deines Autos. Beschädigungen an den Felgen geben Käufer:innen beim Verkauf einen großen Spielraum, den Preis zu verhandeln. Bei Leasing-Fahrzeugen müssen die Felgen vor Rückgabe entweder aufbereitet werden oder eine Ausgleichszahlung wird fällig. Und viel wichtiger: Schäden am Grundmaterial können richtig gefährlich werden.

Welche Arten von Schäden es gibt, was dann zu tun ist und wie du deine Felgen selber aufbereiten kannst, erfährst du hier.

Inhalt
Schäden an den Felgen: Arten und Handlungsempfehlung Alufelgen neu anschaffen oder aufbereiten Schritt-für-Schritt: Alufelgen mit Kratzern selber aufbereiten

Schäden an den Felgen: Arten und Handlungsempfehlung

Leichte Kratzer

Leichte Kratzer und Oberflächenschäden an der Alufelge

Leichte Kratzer in der Oberfläche der (Alu)Felgen können durch eine neue Lackierung ausgebessert werden. Die Felge wird dafür demontiert, manchmal sogar gestrahlt (entlackt), die Schadstelle bearbeitet und dann eine neue Lackierung aufgetragen.

Bei glanzgedrehten Alufelgen ist die Instandsetzung bzw. Aufbereitung äußerst schwierig und lässt für eine Reparaturmaßnahme nur wenig Spielraum. Im Grunde muss auch hier die Schadstelle bearbeitet werden und die Alufelge nachgedreht werden. Lass dich am besten hierzu im Fachbetrieb beraten.

Einkerbungen

Liegen Einkerbungen oder andere Schäden tiefer als 1 mm im Grundmetall der Alufelge vor, sind sie weiter als 5 cm vom äußeren Rand der Felge (Felgenhorn) entfernt oder im nicht sichtbaren Bereich der Alufelge, muss sie ausgetauscht werden. Man kann dann davon ausgehen, dass der Bereich der Felge eine Schwachstelle darstellt.

Risse

Bei einem Riss in der Alufelge muss diese erneuert werden. Auch bei anderen Felgen raten wir dazu, die Felge komplett auszutauschen. Die Gefahr ist sonst zu groß, dass sich der Riss bei der Fahrt vergrößert und das Material weiter reißt.

Korrosionsschäden

Felge mit Korrosionsschäden

Gelangt Feuchtigkeit und Luft durch Beschädigungen an das blanke Material einer Stahlfelge, kann sie rosten. Auch bei einer Aluminiumfelge können schon kleine Beschädigungen des oberflächigen Lacks zur Oxidation führen. Durch den Kontakt mit Streusalz wird dieser Vorgang zusätzlich beschleunigt.

Nach einiger Zeit kann man den Schaden dann anhand von Verfärbungen, Lackabplatzungen oder auch Lackunterwanderungen erkennen. Ist das Material nur leicht angegriffen, kann die Felge aufbereitet werden. Ist das Material allerdings zu sehr angegriffen, muss die Felge ersetzt werden.

Beulen, Verformungen und Höhenschlag

Bei Beulen, Verformungen oder Höhenschlag muss die Felge ausgetauscht werden. Ein Höhenschlag muss nicht unbedingt die Felge betreffen. Ob der Höhenschlag den Reifen oder die Felge betrifft, muss ein Fachbetrieb prüfen. Rückverformungen der Felge sind nicht erlaubt, auch wenn einige Werkstätten oder Felgenspezialist:innen diese anbieten.

Reifen und Felge mit eingezeichneter Unwucht und Höhenschlag

Unwucht

Eine Unwucht kann neben der Felge auch nur den Reifen betreffen und liegt immer dann vor, wenn die Masse nicht gleichmäßig auf die Rotationsachse verteilt wird. Beide Arten können über das Auswuchten mit einer speziellen Maschine und Gewichten ausgeglichen werden.

Achte auch beim Lagern der Räder darauf, dass diese trocken, dunkel, gereinigt, mit Luft gefüllt und stehend gelagert werden und nicht Extremtemperaturen sowie hoher Feuchtigkeit ausgesetzt sind.

Vorsicht bei kaputten Alufelgen!

Das Bundesverkehrsministerium "kam zu dem eindeutigen Ergebnis, dass eine Reparatur beschädigter Leichtmetallräder grundsätzlich abzulehnen ist. Mit Reparatur sind jegliche Eingriffe in das Materialgefüge, Wärmebehandlungen und Rückverformungen gemeint. [...]". Das Fahren mit materialbeschädigten Alufelgen ist also nicht nur nicht empfehlenswert, sondern auch ganz klar verboten. Auch das Weiterverkaufen dieser Felgen ist verboten.

Bist du dir beim Ausmaß des Schadens unsicher, kannst du eine:n Gutachter:in beauftragen. Mit unterschiedlichen Prüfverfahren, z. B. einer Sichtprüfung oder einer Ultraschallprüfung werden die Schäden analysiert. Setze hier immer Kosten und Nutzen in Relation. Manchmal lohnt es sich, direkt eine neue Felge zu kaufen.

Alufelgen neu anschaffen oder aufbereiten

Prüfe zunächst, um welche Art von Schaden es sich handelt und entscheide dann, ob du deine Felge aufbereiten möchtest, neue oder gebrauchte Felgen kaufst. Unabhängig davon, wofür du dich entscheidest, solltest du einige Punkte beachten.

Neuanschaffung einer Felge

Felgendimensionen:

Beim Kauf einer neuen Felge solltest du auf die Felgendimensionen achten. Im Fahrzeugschein bzw. der Zulassungsbescheinigung Teil 1 findest du leider nicht alle Infos über die zulässigen Dimensionen. Welche Felgendimensionen zulässig sind, musst du im Fachhandel erfragen, wie z.B. einer Fachwerkstatt, einem Reifenfachhandel oder auch bei einem Prüfingenieur.

Winter- oder Sommerfelgen:

Möchtest du direkt einen komplett neuen Satz an Felgen kaufen, achte darauf, dass die Felgen auch für den Winter geeignet sind. Winterfelgen sind widerstandsfähiger und halten hoher Feuchtigkeit, Streusalz und tiefen Temperaturen garantiert Stand. Aber auch normale Felgen sind bei guter und regelmäßiger Pflege für den Winter geeignet.

Allgemeine Betriebserlaubnis oder Gutachten:

Achte beim Kauf neuer oder gebrauchter Felgen immer darauf, ob eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) oder ein Gutachten vorliegt und diese zu deinem Fahrzeug passen. Es gibt einige Unterschiede zwischen den Abkürzungen. Man unterscheidet zwischen ECE, ABE ohne A01, ABE mit A01 und dem Teilegutachten:

Felgen aufbereiten

Du kannst die Felgen von Spezialist:innen behandeln lassen oder selber aufbereiten. In der Werkstatt sind Kosten zwischen 50 und 200 Euro pro Felge üblich. Bei der Aufbereitung werden die Felgen meist auch ausgewuchtet. Kleinere Reparaturen können im Spot-Repair-Verfahren durchgeführt werden. Größere Schäden werden durch Entlacken, Strahlen, Bearbeiten und Lackieren ausgebessert. Um sicherzugehen, welche Vorgehensweise für deinen Schaden geeignet ist, kannst du eine Fachwerkstatt oder einen von unseren Experten:innen mit der Schadenanalyse beauftragen. 

Auswuchten

Auswuchtgewicht

Reifen und Felgen werden beim Auswuchten mithilfe einer Auswuchtmaschine gedreht. Die Achse, an der das Rad eingehängt wird, ist mit Sensoren ausgestattet, die die Schwere der Unwucht errechnen. Die Unwucht wird dann mithilfe von Auswuchtgewichten ausgeglichen. Es gibt unterschiedliche Arten der Befestigungen, z. B. Klebegewichte für Aluminiumfelgen oder Klemmgewichte für Stahlfelgen. In Deutschland werden vor allem Zinkgewichte mit einem Gewicht zwischen 10 und 60 Gramm verwendet.

Pulverbeschichtung vs. Nasslackierung

Bei einer Pulverbeschichtung werden die Felgen auf 150-200°C erhitzt, damit das Pulver schmilzt und sich zu einer Oberfläche verbindet. Da eine Wärmebehandlung der Felge durch das Bundesverkehrsministerium untersagt ist, raten wir von einer Pulverbeschichtung ab und empfehlen, die Alufelgen "kalt lackieren" zu lassen. Achtung: Es gibt viele Spezialist:innen, die die Pulverbeschichtung trotzdem anbieten und nicht auf die Vorgaben des Ministeriums hinweisen.

Schritt-für-Schritt: Alufelgen mit Kratzern selber aufbereiten

Bevor du an deinen Felgen herumwerkelst, stelle vorher die Art des Schadens fest (siehe oben). Wir empfehlen dir, nur bei oberflächlichen Kratzern selber Hand anzulegen.

Vor der Aufbereitung: Hilfsmittel

Radschlüssel/Radkreuz zum Öffnen der Radmuttern

Wichtig: Sollten Maschinen zum Einsatz kommen, nur langsam drehende Maschinen verwenden, damit so wenig Wärme wie möglich entsteht.

1. Schritt: Rad demontieren

Radmuttern werden abgeschraubt

Radmuttern bzw. Radbolzen leicht lösen, dann das Auto anheben, einen Unterstellbock zur Sicherung unterstellen und die Radmuttern mit dem Radkreuz, auch Kreuzschlüssel genannt, vollständig abschrauben und gut aufbewahren. Danach das Rad von der Achse abziehen und auf einen gut belichteten und stabilen Arbeitsplatz legen.

2. Schritt: Alufelgen gründlich reinigen

Die Alufelgen mit Spülmittel, Wasser, Lappen und Bürsten ordentlich reinigen und trocken wischen.

3. Schritt: Alufelgen schleifen

Die Felge nun vorsichtig mit dem Schleifwerkzeug anschleifen. Achte darauf, dass nicht mehr als 1 mm Material abgetragen wird und dass du die Oberfläche gleichmäßig bearbeitest. Die Reifen unter keinen Umständen mit anschleifen. Klebe den Reifen zum Schutz am besten ab.

4. Schritt: Versiegelung und ggf. Lackierung

Gib die Grundierung nur auf die betroffene Stelle. Basis- und Klarlack müssen dann in getrennten Schritten auf die gesamte Felge aufgetragen werden. Hinweis: Die Radanschraubpunkte dürfen nicht lackiert werden.

Räume zwischen Grundierung, Basislack und Klarlack immer genügend Zeit zum Trocknen ein. Nachdem der Lack getrocknet ist, die Alufelge polieren bis sie glänzt und den gesamten Reifen wieder anmontieren.

5. Schritt: Rad montieren

Schaue vor der Montage deiner Räder in das Handbuch deines Autos und beachte das vorgegebene Drehmoment (Newtonmeter, NW) und die angegebenen Montagehinweise.

Das Rad auf das Radlager setzen, die Radschrauben handfest anschrauben oder mit einem Radkreuz überkreuz leicht anziehen. Das Auto anschließend anheben, den Unterstellbock entfernen und auf die Räder ablassen. Zum Schluss mit einem Drehmomentschlüssel die Radschrauben in der vorgesehenen Anzugskraft und der richtigen Reihenfolge fest nachziehen.